Vortrag Fledermäuse 15 - Ornithologischer Verein Gais AR

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Vortrag Fledermäuse 15

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Fledermäuse am Chlaushöck des Ornithologischen Vereins Gais 2015

Gespannt wartete die ansehnliche Schar Interessierter in der Krone Gais auf den Vortrag von René Güttinger aus Nesslau, dem versierten Fledermausexperten.

Als Einstieg prangte ein zauberhaftes Flugbild eines dieser feingliedrigen Tiere auf der Leinwand, ein erstes von vielen wunderbaren Bildern dieses Abends. Bei ausgespannten „Flügeln“ konnte man die einzelnen Knochen der Arme (Ober- Unterame, Handknochen, Finger, Beine und Schwanz) erkennen, die die feine Flughaut wie einen Kranz um den ganzen Körper aufspannen.
Diese Säugetiere sind mit Mäusen (Nagetieren) nicht verwandt, sondern bildet mit ihrem Raubtiergebiss eine besondere Gruppe. Die ältesten Fossilien sind 50-60 000 Jahre alt und stammen aus dem Eozän. Die Artenvielfalt ist weltweit riesengross, bei uns im Appenzellerland leben 12 bis 15 Arten. Das Spektrum reicht von der winzigen Zwergfledermaus ( 5g schwer / Flügelspannweite 20 cm) bis zum Grossen Mausohr mit einer Spannweite von 40 cm. Da war auch die Rede von Braunen Langohren, von der Bart- und der Bechsteinfledermaus, von der Hufeisennase, vom Kleinen Mausohr und vielen andern…
Allgemein bekannt ist die spezielle Orientierung der Tiere im Dunkel durch Echoortung. Die Schreie, die helfen die Distanz zu Hindernissen zu erkennen, sind für den Menschen nicht hörbar und unterscheiden sich durch verschiedene Klangfarben. Die Hufeisennasen schreien durch die Nase!! Güttinger erwähnt auch das Phänomen des nahenden und sich entfernenden Martinshorns.

Die Fledermäuse leben in bevorzugten Quartieren. So ist das Grosse Mausohr eine „Kirchenart“, die ihr Sommer/Aufzuchtquartier in Dachstöcken von Kirchen hat. In unserer Gegend sind die Kirchen von Eichberg, Oberglatt, Gams und Fläsch bekannte Mausohrwochenstuben. Hier wohnen nur die Weibchen. Sie kuscheln sich in grosser Menge zusammen, um sich in kühlen Sommerperioden warm zu geben. So ist beispielsweise die Schafskälte eine grosse Gefahr für den zarten Nachwuchs. Die Männchen sind Einzelgänger und leben irgendwo in der Landschaft.

Ausser den Kälteperioden lauern noch andere Gefahren auf die fragilen Säuger. Da sind falsche Renovationen von Dachstühlen in Kirchen und alten Häusern, die gerne bis ans Dach isoliert und dicht gemacht werden. Da können ganze Kolonien einfach verschwinden. Da sind die kleinen Weidställe, die zusehends fehlen und als Quartiermöglichkeit nicht mehr zur Verfügung stehen. Da ist auch der Winterschlaf, der den Tieren zum Verhängnis werden kann. Ein Leben auf Sparflamme mit nur 10 Pulsschlägen/Min. und einer Art Winterstarre hilft (Winterschlaf ist eigentlich irreführend), die kalte Zeit im Winterquartier in Höhlen und Felsspalten überdauern. Und nicht zuletzt bedrohen die abnehmenden Futterquellen die Tiere, z.B. die systematische Ausrottung der Maikäfer, die zusammen mit vielen andern Insekten mit DDT bekämpft wurden, zu einer Zeit als schon bekannt war, wie gefährlich dieses Mittel ist. Niemand stellt sich vor, dass auch die beliebten Kirchenfassadenbeleuchtungen eine Gefahr darstellen, denn Fledermäuse lieben nun einmal die Dunkelheit und können ihr Quartier bei Scheinwerferlicht gar nicht verlassen.
In einem speziellen Projekt wurden 35 Grosse Mausohren mit Sendern versehen, um herauszufinden, wo und wie sie nach Insekten jagen. Und da ist Erstaunliches zu Tage getreten. Es sind nicht nur die Strassenlampen, deren Insektengeschwirr Fledermäuse anziehen. Die Tiere vom Quartier in der Kirche Oberglatt flogen jede Nacht bis zu 17 km weit, um einen beliebten grossflächigen „Hallenwald“ aufzusuchen, ein Gebiet mit lockerem Baumbestand, wo sich sehr viele Laufkäfer tummeln und im Flug erjagt werden können. Da schwirren die Tiere kreuz und quer knapp über den Boden und schnappen sich recht ansehnliche Beutetiere. Eine andere Art, das Braune Langohr, sucht gerne die Hagelschutznetze von Niederstammanlagen auf, um die dort gefangenen Falter „abzulesen“. Auch die weite Krone alter Birnbäume diente während 3 ½ Stunden als Jagdrevier.
Bei der seltenen Bechsteinfledermaus wiederum sind Eichen besonders beliebt. Diese Bäume beherbergen bei uns vermutlich am meisten verschiedene Insektenarten.
Seit 1981 besteht in den Kantonen AR / AI / SG ein Fledermausschutzprojekt, das seit den 1990er Jahren von den Kantonen finanziert wird. Sinnvoll ergänzt wird dieses regionale Artenschutzprojekt durch den „Verein Fledermausschutz St. Gallen Appenzell Liechtenstein“. Er kümmert sich vor allem um die Ausbildung von ehrenamtlichen HelferInnen und Sympathiewerbung für die Nachttiere, die seit mittelalterlichen Zeiten bei vielen noch immer als unheimlich, gruseln- und angsteinflössend gelten. Der Fledermausschutz macht unter anderem Beratungen bei Umbauten und wirbt für neue Quartiere, z. B. unter Brücken, wie das kürzlich am alten Brückenkopf der Hundwilerbrücke geschehen ist. Es werden Führungen und kleine Forschungsprojekte durchgeführt und und und…..

So klang denn der Abend aus mit einer Fülle von Eindrücken und einem grossen Staunen über das Leben dieser geheimnisumwitterten, faszinierenden, aber auch sehr fragilen, gefährdeten Lebewesen.
2015 Katharina Germann, Gais

Hauptversammlung vom 22.02.23014, Ornithologischer Verein Gais

Hoch erfreut konnte der Präsident Reinhold Wick eine stattliche Zahl von Interessierten zum gemütlichen Nachtessen in der Krone, den Vereinsverhandlungen und zum anschliessenden spannenden Vortrag über die Mauersegler begrüssen.

Die üblichen Traktanden, Protokoll, Jahresberichte, Jahresrechnung, Budget brachten kaum  Nennenswertes. Die Vorstandsmitglieder fühlen sich wohl im ungezwungenen Gremium und werden gerne für ein weiteres Jahr bestätigt. Im neuen Jahresprogramm stehen neben den üblichen Aufgaben ein Maiausflug ins Hudelmoos bei Zihlschlacht mit Führung und Picknick und eine botanische Wanderung ins Suruggenhochmoor bei Trogen.
Auch die Exkursionen vom Appenzeller Vogelschutz seien hier erwähnt ( siehe www.appenzell.birdlife.ch und Seite Termine ). Ein Mitglied regt an, doch einen grösseren Betrag für ein besonderes Projekt zur Förderung der Vogelwelt zur Verfügung zu stellen. Vorschläge sind erwünscht.....

Die „Spyren“  /  Fliegen ist ihr Leben

Vortrag von Rainer Ernst im Rahmen der Hauptversammlung
des ornithologischen Vereins Gais.

Nach kurzer Pause verfolgten die Anwesenden staunend und interessiert die Geschichten von Rainer Ernst  über die unglaublichen Eigenheiten der ausdauernden Segelakrobaten. Nein, mit den Schwalben seien die Mauersegler nun gar nicht verwandt, die beiden Vogelarten gehören nicht zur gleichen Ordnung, erklärte der Referent, der seine unerschöpfliche Wissenstruhe zu „lüften“ begann. Der Mauersegler lebt ausschliesslich in der Luft, frisst in der Luft und schläft in der Luft – bis auf 3000 m Höhe notabene...
Nur während der 3 Wochen dauernden Brutzeit sitzt er auf dem Nest in seinem eigens für ihn konzipierten Nistkasten mit Starensperre. Die Eltern wechseln sich beim Brüten ab.Die Nahrung besteht aus Tausenden von Insekten, Spinnen, Käfern die sie im Flug, am besten bei warmen Temperaturen und  aufwirbelnden Gewitterfronten ergattern. Im  Kehlsack bilden sich handliche Würstchen für ihre Nestlinge, die sie während 6 – 7 Wochen füttern.

Eine interessante Studie mit einer elektronischen Waage unter einem Seglernest brachte genaue Zahlen über die Futtermenge pro Fütterungsflug und über die Gewichtszunahmen (z.B. 7-8 g pro Tag). 3 Junge fressen ca. 50 g reines Insektenfutter im Tag, in einem Sommer ergibt das 5000g. Man stelle sich diese Riesenmenge einmal vor! Und umgerechnet auf alle Mauersegler bei uns ......
Da lassen sich doch Unmengen von Insektiziden und Pestiziden sparen???

Nach 4-5 Wochen Aufzucht sind die Jungtiere „riesengross“ und sehr hübsch mit ihren weissen Kehlen, ihren gescheiten Köpfchen, den weissen Federsäumen und der aerodynamischen Form.
Ende Juli/Anfang August verlassen sie das Nest, werden nie mehr gefüttert, müssen fliegen können und sollten wissen, wann es Zeit ist los zu fliegen und wo überhaupt Südafrika liegt.... denn sie sind nun völlig auf sich allein gestellt.

Sie fliegen etappenweise Richtung Süden, je nach Nahrungsangebot, denn sie haben keinen Fettvorrat, müssen sich unterwegs verproviantieren. Auf drei verschiedenen Routen wird Südafrika angeflogen. Auch die langen Monate im Gastland verbringen sie nicht am gleichen Ort, denn das Nahrungsangebot verschiebt sich auch dort je nach Jahreszeit und Sonnenstand. Als Orientierung helfen ihnen die verschiedenen „Kompasse: Sonne, Sterne und Erdmagnetfeld“. Je nach S
tandort, Tageszeit und Wettersituation werden die Ergebnisse der Kompasse miteinander verglichen und für die Flugrichtung ausgewertet.

Zu den Feinden des Mauerseglers zählen nicht nur das kalte, nasse Wetter, nicht nur die tierischen Nesträuber,sondern vor allem auch der Mensch. Hier setzt nun der Referent an und plädiert für mehr Nistmöglichkeiten, setzt sich bei Neu- und Umbauten, bei Bauherrschaften und Architekten dafür ein, dass in den Unterdächern Einfluglöcher, und an Hauswänden spezielle Seglerkästen montiert werden, dass nicht alles hermetisch verschlossen wird und vor allem, dass die Nistmöglichkeiten in der Vielzahl vorhanden sind, denn die Mauersegler sind Kolonienbrüter und würden sich nie allein niederlassen. Mit diesem Plädoyer für seine liebenswerten Schützlinge entliess  Rainer Ernst die beeindruckten Vogelfreunde in den Februarabend hinaus.
Gais, 25. Februar,            Katharina Germann



Hauptversammlung vom 25. Januar 2013 des Ornithologischen Vereins Gais.


Am Freitagabend fanden sich 24 Aktivmitglieder des OV Gais zum feinen Nachtessen in der „Krone“ ein. Mit Genuss wurden die bunten Salate, der heisse Fleischkäse und der chüschtige „Herdepfelgratin“ vertilgt. Mit diesem währschaften „Boden“ konnten nun die Traktanden in Angriff genommen werden.

  
  
Das Protokoll der letzten HV, verfasst von Ursula Hochuli, wurde mit Applaus verdankt. Letzten Sommer aus Holland eingewandert, stellte sich Johann Klaasse in humoristischer Art als neues Mitglied im Verein vor. Als Pensionierter mit „freier Zeit“ wird er bei allerlei Aktivitäten willkommen sein. Der Jahresbericht des Präsidenten Reinhold Wick streifte die mannigfaltigen Unternehmungen des Vereins wie Bannrietexkursion, Pflanzenwande-rung im Kleckelmoos, Besuch in der „Eierfarm“ Inauen, Treffen mit den Züchtern aus Brüttelen BE und natürlich die Pflegearbeiten an Nistkästen, an der Hecke Lochmühle und im Kleckelmoos, und die Präsentation unseres Vereins am Neuzuzügerabend mit Rainer Ernst. Röbi Nagel als Vogelschutzobmann erwähnte in seinem Bericht ausserdem die Angebote des Appenzeller Vogelschutzes, die uns allen auch offenstehen.
Die Jahresrechnung 2012, vorgestellt durch Katharina Germann, präsentierte sich mit einem Plus von rund 140 Fr. und bewegt sich im üblichen Rahmen. Dank der vereinseigenen Fachleute entfielen Kosten für teure „Führungen und Vorträge“. Der erfreuliche Abschluss wurde denn auch von Revisor Köbi Weder zur Annahme empfohlen. Auch der gesamte Vorstand und die beiden Revisoren wurden mit Akklamation wieder bestätigt.
  
  

Neben den üblichen Programmpunkten für 2013 führt der Maibummel dieses Jahr ins  Ruggellerriet und Röbi Nagel wird wieder die botanische Wanderung im Kleckelmoos leiten. Im August/September ist ein Besuch im Tierparadies bei Hans Brüsch geplant. Nach der Bestätigung des Jahresbeitrages passierte das Budget mit einem Rückschlag von 270 Fr. ohne Gegenstimme. Unter „Wünsche und Anträge“ wurden verschiedene Aktivitäten wie Frühlingsmarktspektakel, Teilnahme am „ Wir fAIARn-Fest“ und besondere Projekte zum Thema „Vogelschutz“ angetönt…..
Zum Dessert erinnerte Reinhold Wicks Bilderschau ans vergangene Jahr 2012.
Und als ganz besonderer Höhepunkt erfreute ein wunderschöner Film aus Merlin Hochreuteners “Werkstatt“ die Gaiser Vogelfreunde mit spannenden Einblicken in den Alltag der „Familie Wasseramsel in Wasserauen“…Mit faszinierenden Aufnahmen und sympathischen Kommentaren wurden die Anwesenden in die Vogelwelt am Wasser entführt. Noch erfüllt von den beeindruckenden Naturbildern, traten die Gaiser Ornithologen den Heimweg in die winterliche Januarlandschaft an.

  

Bericht: Katharina Germann


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