Bot. Wanderung Juni 22 - Ornithologischer Verein Gais AR

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Bot. Wanderung Juni 22

Naturschutz
Exkursion ins Blumenparadies Kleckelmoos am 18. Juni 2022
Haben Sie gewusst, dass es im Kleckelmoos nebst vielen anderen Pflanzen auf kleinem Raum acht verschiedene Orchideenarten zu entdecken gibt?
Haben sie gewusst, dass die Hoch- und Flachmoorfläche im Kleckelmoos von nationaler Bedeutung ist?
Haben Sie gewusst, dass vor 20'000 Jahren das ganze Gebiet vom Stoss bis zum Sammelplatz vom Rheingletscher bedeckt war und nur der Gäbris als kleine Insel aus dem Eis ragte?
Wir haben in Gais mit dem Kleckelmoos quasi vor der Haustüre wirklich ein kleines Naturparadies, das zur Entdeckung von Naturschätzen einlädt.
Dies haben Mitglieder und Zugewandte des Ornithologischen Vereins auf ihrer botanischen Wanderung unter der kundigen Leitung von Röbi Nagel am vergangenen Samstag einmal mehr hautnah erlebt.
Die Streuwiesen des unter Naturschutz stehenden Flachmoors Langmoos/Forren, die erst im September gemäht werden dürfen, boten einen vielfältigen, man kann sagen betörenden Anblick. Als erstes fielen uns die unzähligen rosafarbenen Blüten der Fuchsfingerwurz auf, manchmal auch Fuchsknabenkraut genannt. Es ist eine Orchideenart, die gleich nach der dunkler violett gefärbten breitblättrigen Fingerwurz blüht. Sechs weitere Ochideenarten von weiss, über zartgrün bis rosa wurden gefunden: langblättriges Waldvögelein, Breitkölbchen, grosses Zweiblatt, breitblättrige Stendelwurz,  langspornige Handwurz und Kugelorchis.
An die dreissig weitere Blumen und Gräser konnten bestimmt werden. Unter vielen anderen waren es Bachbungen Ehrenpreis, zottiger Klappertopf, Wiesenglockenblume, Johanniskraut, ährige Rapunzel, Witwenblume, Salomonssiegel und sogar eine sibirische Schwertlilie. Röbi Nagel beeindruckte durch seine profunden Erläuterungen wie beispielsweise zur gelben Segge, die oben am Stengel eine männliche (früher blühende) und weiter unten zwei weibliche Blüten hat. Auch seine Erzählungen zur Entstehungsgeschichte des Gebiets liessen lebhafte innere Bilder auftauchen: die grosse Eisfläche des Rheingletschers, die bis 30 m über den heutigen Sommersberg verlief. Nur der Gäbrisgipfel schaute hervor. Dort gibt es spezielle Pflanzen, die die Eiszeit überlebt haben wie das Katzenpfötchen, die bartige Glockenblume, herzblättrige Kugelblume und der Glockenenzian. Mit dem Abschmelzen des Eises bildete sich über Jahrtausende das Hochmoor Kleckelmoos, das durch den Torfabbau in den zwei Weltkriegen fast gänzlich verschwunden ist. Nur ein kleiner Teil südlich des Wanderwegs in der Waldlichtung, konnte erhalten bleiben. Dort finden sich alle Indikatorpflanzen, die es für die Bestimmung eines Hochmoors braucht: das Torfmoos, das an der Spitze immer weiter wächst während die unteren Teile absterben und unter anaeroben Bedingungen zu Torf umgewandelt werden; der rundblättrige Sonnentau; die Rosmarinheide, die Moosbeere; das Scheidenwollgras; und natürlich die kleine Zwergbirke, von der es in der Schweiz nur wenige Exemplare gibt.
Die drei Stunden Unterwegssein auf dem südlichen Wanderweg zwischen Rietli und Schachen sind im Nu verflogen. Beglückt von der guten Atmosphäre in der Gruppe und den vielfältigen Eindrücken ging es zurück in den Alltag.
Text und Fotos Sandra Lutz - Hochreutener
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