Exkursion Klinganuer Stausee 22 - Ornithologischer Verein Gais AR

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Exkursion Klinganuer Stausee 22

Vogelschutz
Festival der Natur – Exkursion zum Klingnauer Stausee
21. Mai 2022

Im Rahmen der schweizweiten Aktionswoche Festival der Natur” unternahmen Mitglieder des Ornithologischen Vereins am letzten Samstag eine Exkursion an den Klingnauer Stausee, einem Naturparadies im Kanton Aargau.
Ob er wohl auftaucht, der Eisvogel? Dicht gedrängt sitzen wir in einer der Beobachtungshütten – sogenannte Hides – des BirdLife-Naturzentrums und schauen gespannt aus den Luken auf einen Teich umgeben von Heckensträuchern. Dort, rechts um die Ecke soll er brüten – in einer bis zu 80 cm tiefen Bruthöhle. Vorerst müssen wir uns aber mit den unzähligen im Wasser hockenden Fröschen und wunderschönen filigranen Libellen begnügen. Der Anblick ist so faszinierend, dass wir den Eisvogel fast vergessen.
Aber dann ist er plötzlich da in seinem wunderschönen türkisblauen Federkleid mit der orangenen Brust. Blitzschnell fliegt er auf einen Ast, verweilt für einen Moment, schnappt sich einen Frosch und verschwindet wieder. Wir sind beeindruckt und begeistert ob seiner Schönheit. Eine Mitbeobachterin mit guter Fotoausrüstung teilt mit uns einige ihrer Bilder, das Handy hat keine Chance.
Auenschutzpark Aargau
Der Klingnauer Stausee mit den umliegenden Auengebieten gehört zum Auenschutzpark Aargau. Es ist eines der wichtigsten Feuchtgebiete der Schweiz und ein Naturschutzgebiet von internationaler Bedeutung.
Viele Jahrhunderte mäandrierte die Aare frei im Tal und prägte das Gebiet mit Auenwäldern, Röhrichten, Flutmulden und Altläufen. Wegen wiederkehrender grosser Hochwasserschäden wurde sie Ende des 19. Jahrhunderts kanalisiert. Für das Klingnauer Kraftwerk wurde 1931-35 ein Staubecken gebaut. Dieser Eingriff liess die Auenlandschaft nahezu verschwinden.
Doch die Natur suchte sich neue Wege. Wegen der nun verringerten Fliessgeschwindigkeit blieben riesige Mengen Feinmaterial liegen, die am Rande zu neuen Flachwasserzonen führten. Zudem bildeten sich mitten im See faszinierende Formationen von Schilfinseln. So bietet das Gebiet heute immer noch, respektive wieder, Lebensräume für eine grosse Vielfalt auentypischer Pflanzen und Tiere. Seine Erhaltung ist nur möglich durch aufwändige Unterhaltsarbeiten im Rahmen des Auenschutzprogramms. Da die natürliche Dynamik mäandrierenden Wassers fehlt, muss Verlandungsprozessen entgegengewirkt werden, beispielsweise durch periodisches Ausbaggern.
Wer durch die Gegend wandert, kann nur erahnen, mit wieviel Aufwand hier ein Naturparadies erhalten wird.
BirdLife-Naturzentrum
Vor drei Jahren wurde das Zentrum, das direkt am See liegt, eröffnet. Es bietet eine Fülle von Informationen zum Gebiet, interaktive Ausstellungen, einen Erlebnispfad und Führungen.
Auch wir konnten viel Neues erfahren: Die unzähligen an den Wänden der Beobachtungshütte und am Holzzaun klebenden Libellenlarven, seien sogenannte Exuvien (Larvenhaut). Aus ihnen seien die wunderschönen Königslibellen mit ihrem grünen Brustabschnitt und dem hellblauen Hinterleib ausgeschlüpft. In der warmen Sonne konnten wir mehrere frisch geschlüpfte Libellen beim Trocknen ihrer Flügel beobachten – gefährliche Minuten, sind sie Fressfeinden in diesem Stadium doch hilflos ausgeliefert. Die Larve lebe zwei bis drei Jahre im Wasser bis sie an Land schwimme, um zu schlüpfen.
Auch zum Biber bekamen wir interessante Details zu hören. Sein Fell sei seidenweich und habe eine dichte weiche Unterwolle. Er reinige es regelmässig mit einem fetthaltigen Sekret, dem Bibergeil. Damit werde es wasserabstossend und schütze ihn vor Auskühlung. Sein Schwanz, die sogenannte Kelle, diene ihm als Steuer beim Abtauchen sowie als Fettdepot und zur Temperaturregulation.
Vögel
Ganz besonders interessierten uns die Vögel. Bis zu 220 Vogelarten werden am Klingnauer Stausee jährlich beobachtet – für Ornithologen also ein Hotspot. Rund 100 Arten davon haben hier schon gebrütet. Als wichtiger Lebensraum und Rastplatz für Wasservögel und Limikolen hat das Gebiet auch internationale Bedeutung.
Unter kundiger Führung von Röbi Nagel und Reini Wick konnten auch wir auf dem Weg, in den Hides und auf dem Beobachtungsturm insgesamt 37 Arten entdecken. Nebst vertrauten Vögeln wie Kormoran, Graureiher, Ringeltaube, Zilpzalp, Mönchsgrasmücke und Kuckuck gab es auch für uns besondere Beobachtungen wie die Weissbartseeschwalbe, Silber- und Seidenreiher, Teichhuhn, Rostgänse, Zwergstrandläufer, Teichrohrsänger, Drosselrohrsänger, Rohrschwirl und wie bereits erzählt den Eisvogel – um nur einige zu nennen.
Den Pirol hörten wir leider nicht flöten – aber wir kommen wieder...
 
Text: Sandra Lutz Hochreutener   Fotos: Eveline Teufel u. Sandra Lutz u. ??
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