Naturmuseum u. Tierpräparation
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Naturmuseum – Reise von der Dinosaurierwelt in die Neuzeit
am 18. Nov. 17
Einige Treppen nach unten – verwinkelte Gänge – hin und her - führen vom belebten Eingangsbereich des neuen Naturmuseums hinunter ins verschwiegene Reich des Tierpräparators Lorenzo Vinciguerra. Die stattliche Zahl von 25 Interessierten – eingeladen vom Ornithologischen Verein Gais – liess sich in die Welt des „Tiere präparierens“ einführen. Die banale Vorstellung vom „aushöhlen und ausstopfen“ wurde bald ins rechte Licht gerückt. Nur Tiere, die nicht lange der Wärme ausgesetzt waren, die nicht zu sehr verletzt sind, können zum präparieren eingefroren oder direkt bearbeitet werden:
Form aufzeichnen, sorgfältig aufschneiden, ausnehmen, Haut abstülpen, künstlichen Körper (mit Hals) meist aus mit Wolle umwickelter Holzwolle formen, Glieder (Flügel, Beine) mit Drähten verstärken (für die spätere Stellung des Tieres), mit Fäden und Nadeln das Federkleid fixieren und zu guter Letzt die passenden Glasaugen im Internet bestellen und einsetzen… Das sind die Verwandlungsschritte vom toten Vogel (oder einem anderen Tier) in ein naturgetreues Präparat.
Einheimische Greifvögel
In allen Variationen hat sie Herr Vinciguerra zum Demonstrieren auf Stäbe montiert. Nicht nur angehende Präparatoren, Kursbesucher, besonders auch Jäger müssen über die subtilen Unterschiede Bescheid wissen. Da sind meist drei Exemplare jeder Art zusehen: Beim Habicht z.B. ist das Weibchen viel grösser als das Männchen, aber gleich gefärbt und gemustert, während der halbjährige Jungvogel dann ein völlig anders gemustertes und gefärbtes Bauchgefieder aufweist: ein Zeichen für sesshafte Brutpaare, dass dieser „reisende Wandervogel“ keine Gefahr bedeutet, während ein erwachsenes Männchen auf Reviersuche vehement bekämpft würde.
Die Greifvögel wurden früher als Räuber verfolgt. Erst Ende des 20. Jh. konnten verschiedene Arten sich wieder ausbreiten. Ein typisches Beispiel ist der grösste Greifvogel, der früher als böser „Lämmergeier“ bejagt und heute als geschützter „Bartgeier“ in den Alpen sein Comeback feiert.
Am 8. Dez. 19 30.h, in der „Krone“ Gais, referiert Agneta Heuman über die Wiederansiedelung der Bartgeier.
Expedition in die
Urzeit im obersten Stock
Vor
150 Mill. Jahre begann die Evolution unserer heutigen Vogelwelt. Eine besondere
Saurierart, der Urvogel Archeopterix, war ein Zwischenstadium zwischen Echse
und Vogel. Mit der Zeit – Mill. von Jahren - bildeten sich die Schuppen zu Federn um. Aus
den Wasserbewohnern mit Flossen und Ruderschwanz wurden leichte schnelle Flugtiere.
Aus China sind viele Fossilien aus der Zeit vor 130 Mill. Jahren bekannt.
Manche Arten sehen noch heute gleich aus. Kolibris z.B. haben sich nicht
verändert. Die Anatomie der Krähe ist praktisch gleich wie diejenige der Saurier.
Vor
65 Mill. Jahren löschte dann ein grosses Desaster (Meteorit, Vulkan?) die Dinosaurierpopulation vollständig aus.
Somit entstand neuer Raum für die Ausbreitung der Vögel. Tiere die sich nicht
anpassen konnten, sind ausgestorben…
Zukunft für Mensch und
Wildtier in der Schweiz
Ein
weiterer Ausstellungsteil zeigt die heute in der Schweiz lebenden Wildtiere in
ihrem Lebensraum. Über die Rückkehr von Wildtieren wie Wolf, Bär, Luchs und
Bartgeier und die Problematik des Zusammenlebens in unserer heutigen Umwelt
meint Vinciguerra, falls sich der
Lebensraum der entsprechenden Tierart in der Zwischenzeit nicht verändert habe,
könne die Art sich wieder ansiedeln. Wenn aber der Lebensraum überbaut,
landwirtschaftlich intensiv genutzt oder mit Strassen zerschnitten ist, hat die
Art keine Chance. Für die Bartgeier ist in den Alpen Raum vorhanden, der
Wildbestand ist gesund und wenn sich der Bär in waldreichen, menschenleeren
Gegenden, wie zur Zeit im südlichen Bergell und Veltlin aufhält, gibt es auch
keine Probleme. Seit der Zeit der rigorosen Bekämpfung und Bejagung der
Wildtiere im 19./20. Jahrhundert hat sich der Schutzgedanke in der breiten
Bevölkerung etabliert….
Aber
eines ist klar, das Spannungsfeld ist gross: Mehr Menschen – mehr genutzte
Flächen – mehr Wildtiere, die Raum brauchen – die Probleme werden weiterhin zu
reden geben….
Reinhold
Wick bedankte sich bei Herrn Vinciguerra für die äusserst spannenden 1 ½
Stunden und entliess die Besucherinnen und Besucher zu weiteren Erkundungen im
Museum oder zur wohlverdienten Kaffeepause.
21.
November Katharina
Germann